Unterinntal - Tiroler Industrie
Innsbruck ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Tirols. Aus
diesem Grunde behandeln wir in unserer Ausfertigung hauptsächlich
den Industriestandort Innsbruck und Umgebung.
Chronologie der wirtschaftlichen Entwicklung Innsbrucks:
Innsbruck wurde 1180 gegründet. Im Jahre 1669 wurde die Universität
zu Innsbruck gegründet. Seit 1849 ist Innsbruck Landeshauptstadt von
Tirol. Die Anbindung an das internationale Eisenbahnnetz erfolgte 1856.
Der Flughafen wurde 1925 eröffnet. Alle vier Faktoren liefern wichtige
Standortfaktoren, wie hochqualifizierte Arbeitskräfte, zentrale Entscheidungsinstanzen
(Landesverwaltung, Behörden) sowie eine gute internationale Verkehrsanbindung.
Sowohl Handwerk und Industrie haben in der Gegend um Innsbruck eine
lange Tradition.
Die nach dem Zweiten Weltkrieg in immensen Maße einsetzende Industrialisierung
ging zwar auf Kosten der Agrarwirtschaft und förderte damit die Landflucht,
bewirkte andererseits aber auch den Aufschwung der industriellen Produktion.
Damit einhergehend siedelten sich vermehrt Dienstleistungen und weitere
Zulieferbetriebe an.
Seit dem Mittelalter wurde in der Gegend um Innsbruck intensiv Bergbau
betrieben. Der Abbau von Magnesit, Salz und Braunkohle ist jedoch mittlerweile
zum größten Teil eingestellt. Dennoch bewirkt die lange Tradition
des Bergbaus, dass eine Reihe von Verarbeitungsbetrieben entstanden sind,
die bis heute immer noch standortbildend sind.
Ebenso prägend für den Standort Innsbruck sind kleine und
mittelständische Betriebe, wie auch Familienbetriebe, die seit Alters
her in allen Bereichen der Wirtschaft vertreten sind.
1993 wurde ein Technologiezentrum in Innsbruck errichtet. 1995 erfolgte
der EU-Beitritt Österreichs, was die Exporte in die europäischen
Nachbarländer erleichtert.
Die Standortgunst Innsbrucks
Innsbruck und Umland sind heute der zentrale Wirtschaftsraum Tirols,
des drittgrößten Bundeslandes Österreichs.
Innsbruck als Hauptstadt des Landes Tirols und damit Sitz aller Landesbehörden
macht es für viele Unternehmen interessant sich hier niederzulassen.
Obwohl die Region Innsbruck nur 16% der Fläche Tirols umfasst,
wohnen hier jedoch ca. 40% der Tiroler. Der Anteil der Arbeitsstätten
und Beschäftigten im Ballungsgebiet Innsbruck machen ca. 36% bzw.
46% des Bundeslandes aus.
Die Stadt Innsbruck hat derzeit 201,64 ha als gewerbliche und industrielle
Nutzungsfläche ausgewiesen. 1997 waren rund 80% bebaut, etwa 40 ha
stehen für Betriebsneuansiedelungen noch zur Verfügung.
Eine Stärke des Wirtschaftsstandortes Innsbrucks ist die zentrale
Lage zwischen Süddeutschland und Norditalien und damit die Nähe
zu deren Wirtschaftszentren, wie München oder Turin. In diesem Zusammenhang
sind auch die gemeinsamen kulturellen Wurzeln Österreichs, Süddeutschlands
und Norditaliens von Bedeutung, die Innsbruck eine gewisse Brückenfunktion
zuteil werden lässt.
Hinzu kommen die hochqualifizierten Arbeitskräfte durch das umfassende
Aus- und Weiterbildungsangebot an der Universität und anderen Institutionen
wie z.B. MCI (Management Center Innsbruck), WIFI (Wirtschaftsförderungsinstitut
der Wirtschaftskammer Tirol) und BFI (Berufsförderungsinstitut Tirol).
Des weiteren bietet Innsbruck wirtschaftliche Stabilität und eine
hohe Vielfalt sowie Dichte an Dienstleistungen. Zudem verfügt die
Stadt über internationale Verkehrsanbindungen durch Strasse, Bahn
und Flughafen.
Eine hohe Lebens- und Freizeitqualität sowie der positiv besetzte
Bekanntheitsgrad erhöhen die Attraktivität des Standortes. Historische
wichtig hierfür war die Austragung der Olympischen Winterspiele 1964.
Sie förderten das Image der Region und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
nachhaltig.
Hinzu kommen auch noch günstige steuerliche Rahmenbedingungen
für Unternehmen. Mit der Steuerreform von 1994 wurden die Gewerbesteuer
und die Vermögenssteuer abgeschafft. Zudem hat Österreich im
internationalen Vergleich der Industrienationen einen der niedrigsten Steuersätze
für Unternehmen. Ebenso erleichternd ist, dass Betriebe nur
Körperschaftssteuer mit 34% abzuführen haben.
Da nur ca. 13% der Fläche Tirols als Wohnraum genutzt werden können
sind Raumnutzungskonflikte zwischen Wirtschaft und Anwohnern die Folge.
Deshalb wurde 1997 das Tiroler Raumordnungsgesetz erlassen, das Wohngebiete,
Mischgebiete und Industrieareale definiert, die Bebauung und Nutzung festlegt
und voneinander abgrenzt.
Wirtschaftsbereiche:
Der Standort Innsbruck ist zu aller erst durch eine große Produktvielfalt
und durch viele traditionsreiche Betriebe gekennzeichnet .
In der Stadt Innsbruck ist der tertiäre Sektor mit Vermögensverwaltung
(32% der Bruttowertschöpfung), öffentlicher Dienst (14%) und
Verkehr und Nachrichtenübermittelung (13%) überdurchschnittlich
stark vertreten, wohingegen auf dem Land die Industrie und das Gewerbe
überwiegen. Der Schwerpunkt auf dem Land liegt mit 22% im Bereich
Industrie, Säge, Bergbau gefolgt vom öffentlichen Dienst (15%),
der Bauwirtschaft (13%) und den Bereichen Handel, Lagerung sowie Beherbergungs-
und Gaststättenwesen mit je 11%.
Dennoch lässt der Index der Industrieproduktion, der primär
die Entwicklung des erzeugten Gütervolumens abbildet, erkennen, dass
Tirol leicht hinter dem österreichischen Gesamtdurchschnitt zurückgeblieben
ist.
Auch im Landesvergleich nimmt die abgesetzte Produktion Tirols, die
eher die Marktentwicklung wiederspiegelt, einen relativ geringen
Anteil ein.
Im Bundesland Tirol, insbesondere in den Bezirken Innsbruck Land bzw.
Stadt, setzt sich die Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftssektoren
wie folgt zusammen:
Zu den namhaften Unternehmen der Region zählen z.B. der Betrieb
Ferrero, der seit 40 Jahren seine österreichische Zentrale in Innsbruck
hat.
Des weiteren ist die Glasschleiferei Swarovski, einer der größten
privatwirtschaftlich geführten Betriebe Österreichs in Wattens
angesiedelt.
Im Bereich des Bergbaus werden vor allem Magnesit- sowie Aluminiumvorkommen
abgebaut und weiterverarbeitet.
Das Tiroler Röhrenwerk ist die größte österreichische
Eisengießerei und ebenfalls in der Region anzutreffen. Das Metallwerk
Friedrich Deutsch ist seit gut 50 Jahren in Innsbruck angesiedelt. Das
Unternehmen produziert neben Komponenten für die Automobil-, Optische-
und Militärindustrie hauptsächlich Ski- und Snowboardbauteile
und ist mit über 60% Weltmarktführer bei der Herstellung von
Stahlkanten für die Ski- und Snowboardindustrie. Hauptabnehmer ist
das Unternehmen Burton Snowboards das seit seiner Ansiedelung Innsbruck
zu Europas „Snowboardhauptstadt" gemacht hat.
In der Textil- und Bekleidungsindustrie wird hauptsächlich Trachtenmode
hergestellt. Hauptabnehmer dieser Erzeugnisse ist vor allem das Bundesland
Vorarlberg und die Schweiz.
Verstaatlichte Grossbetriebe spielen in der Region Innsbruck eine weniger
tragende Rolle. Klein- und mittelständische Unternehmen bilden zwar
das Standbein der Tiroler Wirtschaft, dennoch ist der Anteil an Mittel-
und Grossbetrieben höher als im Landesdurchschnitt.
Export
Seit dem Beitritt Österreichs zur EU Anfang 1995 weitete sich die
Exportstruktur aus, da der Zugang zu externen Märkten deutlich erleichtert
wurde. Die starken Wirtschaftszentren Süddeutschlands Bayern und Baden-Württemberg
sowie die Wirtschaftsregionen Norditaliens, Südtirol, Trentino und
Lombardei, bieten wichtige und nahe Märkte für die Exporte aus
der Wirtschaftsregion Innsbruck. Infolgedessen stieg in den letzten Jahren
das Exportvolumen Tirols auf mehr als 40. Mill. Schilling, wovon 2/3 auf
die Industrie entfallen und 75% im europäischen Markt abgesetzt wurden.
Dennoch sind auch der asiatische Raum und Nordamerika ebenfalls wichtige
Außenhandelspartner.
Dies verdeutlicht auch die nachfolgende Graphik:
Der Auslandsanteil am Auftragsvolumen der Tiroler Industrie beträgt
in allen Bereichen über 50%.
Arbeitsplätze
11.117 Betriebe in und um Innsbruck beschäftigen ca. 125.000 Arbeitnehmer
(incl. den Pendlern aus den umliegenden Bezirken des Landes).
Rund 45% aller Arbeitsplätze werden von den Sektoren Gewerbe,
Handwerk und Industrie gestellt. Groß- und Einzelhandel beschäftigen
ca. 24% der Erwerbstätigen.
Wie folgende Graphik zeigt, unterlag die Anzahl der Beschäftigten
in der Tiroler Industrie in den letzten 20 Jahren nicht allzu großen
Schwankungen, wohingegen die Beschäftigtenentwicklung in Österreich,
aufgrund der Privatisierung der verstaatlichten Unternehmen, rückläufig
war.
Als Folge der guten Konjunktur hat sich im Bezirk Innsbruck sogar Personalknappheit
eingestellt. Über 14% der Unternehmen meldeten ein Mangel an Personal.
Die Arbeitslosenquote im Bezirk Innsbruck lag 1996 bei 4,02%. Der Landesdurchschnitt
betrug in der gleichen Periode 6,1%.
32% der Arbeitslosen kamen aus dem Sektor Industrie und Gewerbe, gefolgt
von 24% aus dem Dienstleistungssektor.
Strukturmerkmale:
Zusammenfassend seien hier nochmals einige Standortcharakteristika der
Region Innsbruck aufgelistet.
Positive Merkmale:
- technologieorientierte Institute mit wirtschaftlich umsetzbaren Forschungsergebnissen
in den Bereichen Technik, Naturwissenschaften und Medizintechnik sind an
der Universität Innsbruck vorhanden;
- an der Wirtschaftsfakultät der Universität Innsbruck wirken
Professoren, die großen Praxisbezug zeigen;
- an der Wirtschaftsfakultät sind 1987 Lehrstühle durch international
anerkannte Professoren neu besetzt worden, bzw. wichtige Institute neu
geschaffen worden, (Wirtschaftsinformatik)
- F&E intensive Betriebe wie Plansee, Swarovsky, Biochemie;
- Hohes Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte;
- Positives wirtschaftspolitisches Klima
- Innovationspolitische Aufgeschlossenheit der öffentlichen Hand
und der Kreditwirtschaft
- Respektables Innovationsangebot der Handelskammer und des Wirtschaftsförderungsinstitutes
- Nähe zu München als Zentrum von technologieorientierten
Forschungseinrichtungen des universitären und außeruniversitären
Bereichs
Negative Merkmale:
- Nicht alle Fakultäten bzw. Institute der Uni Innsbruck sind technologieorientiert
- Fehlen von Großforschungseinrichtungen
Quellen:
- Wirtschaftskammer Österreich www.tirol.or.at
- Industriellenvereinigung Tirol www.industrie-tirol.at
- Röder, Engstfeld (1977): Probleme der Alpenregion, München.
- Leidlmair, Adolf (Hrsg.): Österreich – Studienausgabe, München.
- Italienische Vereinigung für Regionalwissenschaften A.I.S.Re. (1988):
Technologie – Innovation und Entwicklung in den Regionen der ARGE Alp,
Lugano.
- Gebhardt, Hans (1990): Schriftenreihe Erdkundliches Wissen Heft 99.
Industrie im Alpenraum – Alpine Wirtschaftsentwicklung zwischen Außenorientierung
und endogenem Potential, Stuttgart.
- Stadt Innsbruck Referat Wirtschaftsförderung und Tourismus: Unternehmen
in Innsbruck.
Anhang